Die Schwierigkeiten des Zu-viel-in-ein-Wort-packen-Wollens

In der Schule haben wir es gelernt: Substantivierte Adjektive und Verben werden wie Substantive großgeschrieben: das Lesen, das Wissen, das Tanzen usw.

Genauso verhält es sich, wenn das Verb aus zwei Komponenten besteht: das Lesenlernen, das Fahrradfahren, das Schuheputzen usw.

Was aber, wenn die Tätigkeit noch komplexer wird, wenn man beispielsweise aus der Haut fährt oder gar, wie in der Überschrift, zu viel in ein Wort packen will?

In diesen Fällen wird das Ganze mit Bindestrichen durchgekoppelt und sowohl die erste als auch die letzte Komponente großgeschrieben: das Aus-der-Haut-Fahren, das Die-vielen-Frühlingsblumen-Bewundern oder eben das Zu-viel-in-ein-Wort-packen-Wollen.

Während allerdings das Aus-der-Haut-Fahren noch einigermaßen akzeptabel ist, sollte man zu lange Konstruktionen dieser Art besser vermeiden und umformulieren: das Bewundern der vielen Frühlingsblumen etwa oder der Wunsch, zu viel in ein Wort zu packen.

Storys oder Stories?

Im Englischunterricht wurde es uns eingebläut: Endet ein Wort auf -y, wird aus dieser Endung im Plural -ies: story – stories, celebrity – celebrities, daisy – daisies usw.

Das hat sich bei vielen offenbar stärker ins Gedächtnis eingebrannt, als gut gewesen wäre – denn überall bekommt man diese Formen nun auch in deutschen Texten zu sehen: Da ist dann von „Hobbies“, „Babies“ und „Handies“ die Rede – dabei gibt es Letztere noch nicht einmal im Englischen.

Unter Beachtung der (in diesem Fall einfacheren) deutschen Regeln zur Pluralbildung muss es aber nach wie vor heißen: „Um ihren Hobbys in Ruhe nachgehen zu können, drücken manche Eltern ihren Babys zur Ablenkung Handys in die Hände.“

Warum ist der Gründonnerstag grün?

In der christlichen Tradition beginnen die Ostertage mit dem Gründonnerstag. Aber warum ist dieser Donnerstag grün?

Zur Etymologie gibt es verschiedene Theorien. Der Duden führt nur eine auf: Danach soll der Gründonnerstag auf mittelhochdeutsch grüene donerstac zurückgehen und auf den Brauch, an diesem Tag grünes Gemüse zu essen. Das entspricht zum einen den Fastenvorschriften und weist zum anderen darauf hin, dass der Frühling Einzug gehalten hat und die ersten Kräuter und Triebe auf den Tisch kommen.

Im Deutschen Wörterbuch von Hermann Paul ist zu lesen, dass am dies viridium, also am Tag der Grünen, die Büßer (= die Grünen) wieder in die Kirchengemeinschaft aufgenommen wurden. Dahinter steckt womöglich das Bild, dass aus dem durch die Sünden ausgetrockneten Holz nun wieder grünendes Holz am Stamm der Kirche wird. Es könnte allerdings auch einfach die Farbe der Gewänder der Büßer gemeint sein.

Natürlich gibt es auch von bäuerlicher Seite etwas zum Gründonnerstag anzumerken: Ist der Gründonnerstag weiß, wird der Sommer sicher heiß. Noch ist am heutigen Gründonnerstag kein Schnee zu sehen. Hoffentlich bekommen wir trotzdem einen sommerlichen Sommer.

Wir wünschen Ihnen frohe Osterfeiertage und ein gut gefülltes Osternest!

Ziffer oder ausgeschriebene Zahl?

Ein kleiner Test: Im folgenden Text sind alle Zahlen, ob sie nun allein stehen oder Wortbestandteile sind, als Ziffern geschrieben. Aber ist das so richtig? Lässt sich das gut lesen? Wie würden Sie den Text gestalten?

2 Esel gingen durch den Wald und trafen auf 13 Enten, 100e Gänse und 30 Wühlmäuse.

„Hier waren wir jetzt schon 5mal“, maulte der 1. Esel. „Wenn wir hier jetzt noch 1mal vorbeikommen, spring ich im 4eck.“

„Jetzt ist es ¼ nach 5“, sagte der 2. Esel, „und wir haben noch nicht 1mal die ½ des Weges zurückgelegt. Bis wir ankommen, bin ich 160 Jahre alt! Hätten wir doch nur einen 8Zylinder, dann ginge alles 8mal so schnell, 100prozentig.“

Richtig sollte es so aussehen:

Zwei Esel gingen durch den Wald und trafen auf 13 Enten, H/hunderte Gänse und 30 Wühlmäuse.

„Hier waren wir jetzt schon 5-mal/fünfmal/fünf Mal“, maulte der erste Esel. „Wenn wir hier jetzt noch einmal vorbeikommen, spring ich im Viereck.“

„Jetzt ist es Viertel nach fünf“, sagte der zweite Esel, „und wir haben noch nicht einmal die Hälfte des Weges zurückgelegt. Bis wir ankommen, bin ich 160 Jahre alt! Hätten wir doch nur einen 8-Zylinder, dann ginge alles 8-mal/achtmal so schnell, 100-prozentig/hundertprozentig.“

Früher gab es die Regel, dass alle ganzen Zahlen zwischen eins und zwölf ausgeschrieben werden, ab 13 werden sie in Ziffern geschrieben. Diese Regel gilt heute nicht mehr, aber viele beherzigen sie dennoch.

Es kommt auch auf die Art des Textes an: Hat man beispielsweise einen technischen oder statistischen Text mit vielen Beträgen samt Einheiten vor sich, ist die Ziffernschreibweise angemessen, in erzählenden Texten eher nicht.

Adjektiv oder Adverb?

Tatsächlich können im Deutschen Adjektive, also Eigenschaftswörter, in den meisten Fällen auch adverbial gebraucht werden, also so, dass sie nicht ein Substantiv näher bestimmen, sondern ein Verb, zum Beispiel:

Der Vogel ist klein.  (Hier ist klein ein Adjektiv.)

Das Kind schreibt klein. (Hier ist klein ein Adverb.)

Nun gibt es aber auch Wörter, die entweder als Adjektiv oder als Adverb gebraucht werden können. Und da werden die Wortformen dann auch gerne verwechselt.

Ein Beispiel für ein Wort, das ausschließlich als Adjektiv gebraucht werden kann, ist aktuell. Eine Zeitung kann aktuell sein, ein Gesetz ebenfalls, aber man kann nicht „aktuell“ irgendetwas tun. Zwar liest man oft, dass beispielsweise ein Unternehmen „aktuell“ xy Personen beschäftige, korrekt müsste es aber heißen: Das Unternehmen beschäftigt derzeit xy Personen.

Große Verwirrung gibt es auch bei „erstmals“ und „erstmalig“. So findet sich oftmals die Formulierung, dass eine Regel zu einem gewissen Termin „erstmalig“ angewandt werden solle. Zwar handelt es sich dann tatsächlich um eine erstmalige Anwendung (Adjektiv), aber man wendet die Regel nicht „erstmalig“, sondern „erstmals“ an (Adverb).

Der unbeugsame Herr?

Heute, am 8. März, ist der Internationale Frauentag. Wenn das kein Grund ist, sich mit den unbeugsamen Herren zu beschäftigen! Sind sie wirklich so unbeugsam, wie es manchmal erscheinen mag?

Das Wort „Herr“ richtig zu beugen fällt tatsächlich vielen Menschen schwer. Immer wieder bekommen wir Formulierungen wie „Im Anhang finden Sie den Text von Herr Müller“ (statt korrekt: „Im Anhang finden Sie den Text von Herrn Müller“) zu lesen, oder im Tanzkurs heißt es: „Die Dame legt ihre linke Hand auf den rechten Oberarm des Herren“ (statt: „Die Dame legt ihre linke Hand auf den rechten Oberarm des Herrn“).

Die Form „Herren“ kommt im Singular überhaupt nicht vor. Es heißt: „Der Herr geht spazieren. Der Hund des Herrn begleitet ihn. Unterwegs begegnet dem Herrn seine Nachbarin. Sie grüßt den Herrn freundlich und geht dann weiter.“

Und hier nun die korrekten Formen im Plural: „Die Herren sitzen im Garten. Die Laune der Herren ist ausgezeichnet. Die entspannte Atmosphäre gefällt den Herren. Doch dann naht ein Gewitter und treibt die Herren ins Haus.“

Ist doch gar nicht so schwierig, oder?

Optimal, optimaler, am optimalsten?

Im Geschäftsleben muss heute alles besser – größer, schneller, weiter – als bei der Konkurrenz sein. Nicht selten schießen die Texter deshalb über das Ziel hinaus. Dann wird ihr Unternehmen schnell zum „einzigsten“ auf dem Markt,  das mit „minimalstem“ Aufwand die „optimalsten“ Ergebnisse erzielt.

Sie sehen sicher schon, wo das Problem liegt: In allen drei Fällen wurde ein Adjektiv gesteigert, das sich eigentlich nicht steigern lässt. Nichts kann einziger sein als einzig, nichts minimaler als minimal, nichts optimaler als optimal.

Adjektive, die bereits den höchsten bzw. geringsten Ausprägungsgrad bezeichnen, z. B. optimal, vollendet, absolut, meistbietend, geringstmöglich, werden gemeinhin nicht gesteigert, ebenso wenig wie Adjektive, die unveränderliche Qualitäten beschreiben, z. B. tot, schwanger, viereckig, einzig, voll, leer, rund. Zu den Adjektiven, die nicht gesteigert werden können, zählen zudem solche, die bereits eine Verstärkung enthalten: leichenblass, giftgrün und eiskalt etwa.

Während „einzigster“ und „optimalster“ als falsch gelten, darf „minimal“ aber auch schon mal gesteigert werden, um die Aussage zu verstärken. Minimalster Aufwand steht dann eben für einen extrem geringen Aufwand. Zudem können manche dieser „absoluten“ Adjektive in relativer Bedeutung verwendet werden: Der Motor lief deutlich runder als vorher.  Die U-Bahn war heute voller als sonst. Auch hier ist der Komparativ möglich.

Scheinbar alles verstanden?

Kennen Sie ihn, den Unterschied zwischen „scheinbar“ und „anscheinend“? Den gibt es nämlich wirklich, auch wenn viele ihn beim Sprechen gar nicht wahrnehmen oder gar für Haarspalterei halten.

„Er ist scheinbar krank“, sagen sie dann und unterstellen dem Betreffenden damit unbewusst, ein Simulant zu sein. Denn „scheinbar“ bedeutet: Es sieht nur so aus, entspricht aber nicht der Wirklichkeit. Also: „Die Spinne schwebte scheinbar in der Luft“ – den Faden, an dem sie hing, konnte man nur bei genauem Hinsehen erkennen. Oder: „Die Sonne versank scheinbar im Meer“ – was sie natürlich nicht wirklich tat.

„Anscheinend“ dagegen verwendet man, wenn man davon ausgeht, dass etwas tatsächlich so ist, wie es scheint: „Es hat anscheinend einen Unfall gegeben“ – der Verkehr stockt und Polizei, Feuerwehr und Rettungswagen sausen an einem vorbei. Oder: „Ihm ist anscheinend etwas dazwischengekommen“ – denn er erschien am Morgen nicht zur verabredeten Uhrzeit am Treffpunkt, und normalerweise kann man sich auf ihn verlassen.

Ein redegewandter Professor wies seine Studenten in seinen Vorlesungen immer wieder auf den Unterschied hin. Alle nickten dann eifrig – und verwendeten die beiden Wörter im Anschuss meist wieder falsch. Anscheinend hatten sie ihn nur scheinbar verstanden.

Dreimal größer oder dreimal so groß?

Wenn Ihnen jemand erzählt, dass das Grundstück seines Nachbarn dreimal größer sei als sein eigenes, können Sie in der Regel nicht davon ausgehen, dass er auch genau das meint.  Im Gegenteil: Mit hoher Wahrscheinlichkeit meint er, das Grundstück des Nachbarn sei dreimal so groß.

Was ist der Unterschied?

Nehmen wir ein konkretes Zahlenbeispiel: Das Grundstück von A ist 200 Quadratmeter groß.

Wenn das Grundstück von B dreimal größer ist als das von A, dann muss man zu den 200 Quadratmetern noch 600 Quadratmeter (3 × 200 Quadratmeter) addieren, um die Größe des Grundstücks von B zu ermitteln. Das Ergebnis sind 800 Quadratmeter.

Ist es hingegen dreimal so groß, dann beträgt die Grundstücksfläche 600 Quadratmeter.

Bei Komparativen wie „größer“, „schneller“, „höher“ usw. wird, sofern der Vergleich in Zahlen gefasst wird, immer angegeben, um wie viel größer, schneller oder höher der/die/das andere ist.

Ist also etwas dreimal größer, so ist es um das Dreifache größer.

In unserem Beispiel wäre das Grundstück von B um 600 Quadratmeter größer als das von A.

Satzzeichen in Aufzählungen

Auch in Aufzählungen wird bei der Satzzeichensetzung gern mal was durcheinandergebracht. Schon oft sind wir der irrigen Auffassung begegnet, jede Aufzählung müsse mit einem Punkt abgeschlossen werden. Das ist falsch. Vielmehr hängt es von der Art der Aufzählung ab, ob überhaupt Satzzeichen am Ende der einzelnen Aufzählungspunkte gesetzt werden müssen.

Fangen wir mit einer ganz einfachen Aufzählung an:

Wir bieten folgende Dienstleistungen an:

  • Korrektorat
  • Lektorat
  • Projektkoordination

Hier dürfen in der Aufzählung keine Satzzeichen stehen, da nur einzelne Begriffe aufgezählt werden.

Auch wenn die Aufzählung etwas ausführlicher ist, muss kein Satzzeichen gesetzt werden.

Wir bieten folgende Dienstleistungen an:

  • gründliches Korrektorat (Korrektur von Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung)
  • sorgfältiges Lektorat (Prüfung von Struktur und Argumentation des Textes, verständlicher Satzbau etc.)
  • engagierte Projektkoordination (Einhaltung des Terminplans, Koordination aller Beteiligten etc.)

Wenn die Aufzählung aber in einen Satz integriert ist, dann müssen auch in der Aufzählung Satzzeichen gesetzt werden:

Wenn Sie

  • ein gründliches Korrektorat,
  • ein sorgfältiges Lektorat oder sogar
  • Dienstleistungen im Bereich Projektkoordination

benötigen, sprechen Sie uns einfach an.

Die Satzzeichen werden dann einfach so gesetzt wie in einem einfachen Fließtext. In diesem Fall sähe das so aus: Wenn Sie ein gründliches Korrektorat, ein sorgfältiges Lektorat oder sogar Dienstleistungen im Bereich Projektkoordination benötigen, sprechen Sie uns einfach an.

Wenn die Aufzählung aus vollständigen Sätzen besteht, werden ebenfalls Satzzeichen am Ende gesetzt:

Was wir für Sie tun können:

  • Wir lesen Ihren Text auf Punkt und Komma (Korrektorat).
  • Wir unterstützen Sie, indem wir uns die Argumentationsstrukturen ansehen, Sätze auf Verständlichkeit prüfen etc. (Lektorat).
  • Wir übernehmen sogar die gesamte Steuerung Ihres Buchprojekts (Projektkoordination).

Tipp: Oft ist in Aufzählungen eine Mischung aus Halbsätzen, Sätzen und einzelnen Begriffen zu finden. Da ist es auf jeden Fall sinnvoll, sich für eine Variante zu entscheiden und das Ganze zu vereinheitlichen.