Komma vor „und“?

Viele von uns haben in der Schule noch gelernt, dass man vor „und“ kein Komma setzt.

Diese Regel bezieht sich auf Aufzählungen, beispielsweise in Sätzen wie Frühling, Sommer, Herbst und Winter sind die vier Jahreszeiten oder Löwen, Robben und Haie zählen zu den Raubtieren.

Jedoch gibt es zahlreiche Fälle, in denen ein Komma gesetzt werden muss, obwohl „und“ folgt, nämlich dann, wenn gerade ein Nebensatz oder ein Einschub beendet wurde.

Hier ein paar Beispiele:

Karin, Monika, die eigentlich recht lauffaul ist, und Simone treffen sich zu einem Spaziergang.

Sträucher, Bäume, alle noch gut belaubt, und einige Skulpturen waren in der Parkanlage verteilt.

Das alles gilt übrigens auch für „oder“.

Zwingend ist das Komma vor Erläuterungen, die mit „und zwar“ oder „und das“ eingeleitet werden, zum Beispiel:

Familie Maier hat drei Haustiere, und zwar einen Hund und zwei Katzen.

Heute hat es den ganzen Tag geregnet, und das[,] obwohl der Wetterbericht Sonne pur angekündigt hatte.

Außerdem darf ein Komma gesetzt werden, wenn auf „und“ ein vollständiger Satz folgt. Zwingend ist dieses Komma allerdings nicht. Man sollte es aber setzen, wenn es den Lesefluss erleichtert oder gar Missverständnisse auftreten könnten, wenn man es wegließe.

Auch hier ein paar Beispiele:

Diese Woche hatte ich viel Arbeit[,] und sie ist immer noch nicht vollständig erledigt.

Es regnet und regnet[,] und es ist kein Ende in Sicht.

Karl hat bereits aufgegessen[,] und Bernd wartet noch immer auf den Kellner.

Wenn man im letzten Beispiel die Reihenfolge umkehrt, erhält man einen Satz, in dem ich dringend empfehlen würde, das Komma zu setzen:

Bernd wartet noch immer auf den Kellner, und Karl hat bereits aufgegessen. 

Denn ohne das Komma könnte man als Leser zunächst, bevor man den Satz zu Ende gelesen hat, denken, dass Bernd nicht nur auf den Kellner, sondern auch auf Karl wartet.

In floskelhaften Verbindungen wie Sei so gut und erklär mir mal die Regel wird hingegen kein Komma gesetzt, obwohl formal ein vollständiger Satz folgt.

„Wie“ oder „als“?

Mit den Wörtchen wie und als kann man leicht durcheinandergeraten.

Da sind beispielsweise die unterschiedlichen Arten von Vergleichen.

Sind die Eigenschaften, um die es im Vergleich geht, bei den verglichenen Objekten gleich, so verwendet man „wie“: Dieses Haus ist genauso groß wie das da drüben.

Sind sie verschieden, so wird der Vergleich mit „als“ gebildet: Dieses Haus ist größer als das da drüben.

Ein weiterer Stolperstein kann einem bei bestimmten Konjunktionen im Weg liegen.

Einerseits heißt es: Sowohl Fritz als auch Linda haben heute frei.

Andererseits muss es aber „wie“ heißen, wenn der Satz ohne „sowohl“ gebildet wird: Fritz wie auch Linda haben heute frei.

Übrigens erfordert „sowohl“ das Wörtchen „als“: Sowohl Fritz wie auch Linda haben heute frei wäre falsch.

Was sind eigentlich Kofferwörter?

Kofferwörter, auch Portmanteaus oder weniger nett Kontaminationen genannt, sind ein lustiges Phänomen in der Sprache: Es handelt sich um Kunstwörter, die aus zwei unterschiedlichen Begriffen verschmolzen wurden. Hier ein paar Beispiele:

  • Besserwessi (aus Besserwisser und Wessi)
  • Burkini (aus Burka und Bikini)
  • Eurasien (aus Europa und Asien)
  • Jostabeere (aus Johannisbeere und Stachelbeere)
  • Mediathek (aus Medien und Bibliothek)
  • Mainhattan (aus Main und Manhattan)
  • Teuro (aus teuer und Euro)

Kofferwörter gibt es auch im Englischen – und bestimmt auch in anderen Sprachen. Zum Teil haben sie ganz schnell ihren Weg ins Deutsche gefunden. Und viele sind uns mittlerweile so geläufig, dass uns gar nicht (mehr) bewusst ist, dass es sich um Kofferwörter handelt:

  • blog (aus web und log)
  • Bollywood (aus Bombay und Hollywood)
  • Brexit (aus Britain und exit)
  • brunch (aus breakfast und lunch)
  • cheeseburger (aus cheese und hamburger)
  • cosplay (aus costume und roleplay)
  • edutainment (aus education und entertainment)
  • greenwashing (aus green und whitewashing)
  • jeggings (aus jeans und leggings)
  • labradoodle (aus Labrador retriever und poodle)
  • malware (aus malicious und software)
  • motel (aus motor und hotel)
  • muppet (aus marionette und puppet)
  • Obamacare (aus Barack Obama und healthcare)
  • romcom (aus romantic und comedy)
  • smog (aus smoke und fog)
  • workaholic (aus work und alcoholic)

Diese und zahlreiche weitere englischsprachige Kofferwörter finden Sie auf dieser Website: https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_portmanteaus

Mein persönliches Lieblingskofferwort ist übrigens coopetition, zusammengesetzt aus cooperation und competition.

Eine Fülle von Eigenschaften – und wie viele Kommas?

Manchmal reicht eine Eigenschaft allein nicht aus, um das Gewünschte zu beschreiben. Da ist dann beispielsweise von einem „großen blonden Mann“ die Rede oder von einem „kleinen schiefen Gebäude“.

Doch halt! Müsste da nicht vielleicht noch ein Komma gesetzt werden? Müsste es nicht „der große, blonde Mann“ bzw. „das kleine, schiefe Gebäude“ heißen?

Tatsächlich geht beides, allerdings mit einem kleinen Bedeutungsunterschied.

Ist von einem „großen blonden Mann“ die Rede, dann ist der Kontext „blonder Mann“ bereits klar und es muss nur noch die Größe herausgestellt werden. Hier ein Beispieldialog:

A: Schau mal, siehst du den blonden Mann dort vorne? Das ist mein Chef!
B: Welchen blonden Mann? Da sind viele blonde Männer!
A: Stimmt. Ich meinte den großen blonden Mann.

Analog zeichnet sich ein kleines schiefes Gebäude von anderen schiefen Gebäuden durch seine geringe Größe aus.

Will man hingegen ausdrücken, dass der Mann sowohl blond als auch groß bzw. das Gebäude sowohl klein als auch schief ist, muss in beiden Fällen ein Komma zwischen den Eigenschaften stehen: „der große, blonde Mann“ und „das kleine, schiefe Gebäude“.

Man muss sich also immer sehr genau überlegen, was man meint, um zu entscheiden, ob ein Komma gesetzt wird oder nicht.

Richtig kompliziert wird das, wenn ein Substantiv mit ganz vielen Eigenschaften versehen wird. In diesen Fällen stehen die Adjektive meist gleichrangig nebeneinander und müssen daher mit Kommas abgetrennt werden: „der heiße, sonnige, immerzu durstig machende Sommer“.

Ob in solchen Konstruktionen wirklich eine Gleichrangigkeit herrscht, erkennt man am besten, indem man die Reihenfolge der Adjektive ändert. Ergeben sich dann keine Stolperstellen und ändert sich der Sinn des Satzes nicht, dann sind die Kommas auf jeden Fall richtig.

Fragezeichen oder kein Fragezeichen? Das ist hier die Frage!

Der Name sagt es bereits: Ein Fragezeichen steht am Ende einer Frage.

Manchmal ist es aber gar nicht so einfach zu entscheiden, ob etwas eine Frage ist oder nicht.

Nehmen wir zum Beispiel die Überschrift dieses Beitrags. Sie hätte auch, etwas abgewandelt, so lauten können: Fragezeichen oder kein Fragezeichen – das ist hier die Frage! Oder: Fragezeichen oder kein Fragezeichen, das ist hier die Frage. Und schon ist der ursprüngliche Fragesatz im Aussagesatz untergegangen, und mit ihm natürlich auch das Fragezeichen.

Ein weiteres Beispiel: Im obigen Satz „Manchmal ist es aber gar nicht so einfach zu entscheiden, ob etwas eine Frage ist oder nicht“ wäre so mancher versucht,  am Ende ein Fragezeichen zu setzen, da ja „ob etwas eine Frage ist oder nicht“ auf eine Frage hindeutet. Noch stärker ist diese Tendenz in Sätzen wie „Ich frage mich, ob das Wetter heute hält und wir grillen können“. Hier hilft es nur, sich den Gesamtsatz anzusehen und zu entscheiden, welche Art von Satz der Hauptsatz ist: Ist es ein Frage- oder ein Aussagesatz? In den genannten Beispielen ist es jeweils ein Aussagesatz: „Manchmal ist es aber gar nicht so einfach zu entscheiden“ und „Ich frage mich“.

Tja, und schon lauert der nächste Fallstrick. Sie ahnen schon, was nun kommt, nicht wahr? Ganz genau: „Sie ahnen schon, was nun kommt“ ist ein ganz normaler Aussagesatz, doch durch das Anhängsel „nicht wahr?“ wird er insgesamt zu einer Frage. Dasselbe gilt natürlich auch für „oder?“, „stimmt’s“ usw. Als kleine Hilfestellung kann hier dienen: Dass durch diese Zusätze aus dem Aussagesatz eine Frage wird, lässt sich relativ leicht durch die fragende Betonung am Ende des Satzes erkennen.

Die Schwierigkeit, den richtigen Bezug herzustellen

Immer häufiger begegnen uns Satzkonstruktionen wie die folgende: „Klementine ist eine der intelligentesten Mäuse, die bei uns gelebt hat.“

Wenn Sie über diesen Satz stolpern, beweisen Sie ein gutes Gefühl für Grammatik. Denn diese Formulierung passt grammatisch überhaupt nicht. Das Relativpronomen bezieht sich auf „Mäuse“, aber das Verb steht im Singular und nicht im Plural.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, was gemeint sein könnte.

Die erste und wahrscheinlichste ist die folgende: „Klementine ist eine der intelligentesten Mäuse, die bei uns gelebt haben.“ Es haben also mehrere Mäuse beim Autor des Satzes gelebt und Klementine gehört zu den intelligentesten unter ihnen.

Der Autor könnte aber auch gemeint haben: „Klementine ist eine der intelligentesten Mäuse und hat bei uns gelebt.“ In diesem Fall wäre Klementine eine der intelligentesten Mäuse überhaupt und der Autor kann sich rühmen, dass dieses intelligente Tierchen bei ihm gelebt hat.

Oder es war Folgendes gemeint: „Klementine, die bei uns gelebt hat, ist eine der intelligentesten Mäuse.“ Damit wird ausgedrückt, dass es sich bei der Mitbewohnerin Klementine um eine der intelligentesten Mäuse (überhaupt) handelt.

Alphabet oder Alfabet?

Dass das ph bei Fremdwörtern auftaucht, die aus dem Griechischen den Weg in unsere Sprache gefunden haben, dürfte hinlänglich bekannt sein. Auch dass das ph zunehmend durch f ersetzt wird, wissen die meisten. Aber wann wird aus ph f, wann kann es zu f werden und wann muss es ph bleiben?

Vor allem in der Alltagssprache gebräuchliche Fremdwörter haben die Umwandlung mitgemacht: Telefon, Fotografie und Grafik sind heute mit f üblicher, Telefon darf laut den amtlichen Rechtschreibregeln nur noch mit f geschrieben werden. Es handelt sich also um Wörter, die früher -phon-, -phot- oder -graph- in sich trugen. Aber auch Fantasie, fantastisch und Delfin sind heute häufiger mit f anzutreffen, Elefant darf laut den Rechtschreibregeln nicht einmal mehr mit ph geschrieben werden.

Bei eher fachsprachlichen Fremdwörtern ist das ph oft noch zu sehen, auch wenn der Duden die Schreibung mit f empfiehlt. Beispiele wären Xylophon/Xylofon, Orthographie/Orthografie oder auch Photovoltaik/Fotovoltaik.

Vorsicht ist geboten, wenn man es mit einem Wort wie etwa Fotografie zu tun hat, das zwei Komponenten besitzt, in denen man – zumindest theoretisch – die Wahl zwischen ph und f hat. Denn während sowohl Photographie als auch Fotografie korrekt sind, sind die Mischformen Fotographie und Photografie falsch.

Schließlich gibt es noch die Wörter, die weiterhin mit ph geschrieben werden müssen, wie Philosoph, Physik, Strophe – und eben auch Alphabet.

Verschiedene Pluralformen – und nun?

Von einigen Wörtern gibt es unterschiedliche Pluralformen. Das kommt häufig bei Wörtern vor, die aus einer Fremdsprache kommen und bei denen dann beispielsweise der Plural, wie er in der Ursprungssprache gebildet wird, ebenso erlaubt ist wie der, wie er im Deutschen gebildet wird (zum Beispiel Index – Indexe/Indizes/Indices).

Es kann sich aber auch um Homonyme handelt. Das sind Wörter, die gleich klingen, aber eine ganz unterschiedliche Bedeutung haben. Hier einige Beispiele:

Der Bau kann eine Unterkunft für Tiere sein, aber auch ein von Menschen errichtetes Gebäude. Im Plural heißt es dann Baue (Heim für Tiere) oder Bauten (Heim für Menschen).

Der Strauß kann ein Blumengebinde oder ein Tier sein. Ist das Gebinde gemeint, lautet der Plural Sträuße, ist der Vogel gemeint, Strauße.

Die Mutter kann eine Frau sein, die ein Kind hat, aber auch eine Schraubenmutter. Im Plural heißt es dann die Mütter oder die Muttern. Interessant ist, dass das eine mit dem anderen etwas zu tun hat: Schraubenmutter ist in Anlehnung an die Gebärmutter entstanden, die ein Kind (hier: eine Schraube) umschließt.

Besonders knifflig und von vielen verwechselt: der Plural von Wort. Die Worte und die Wörter heißt es da. Wörter sind einzelne Wörter, Worte hingegen Aussagen, ganze Sätze, Aussprüche: die Worte des Dichters, ein paar nette Worte usw.

Bei Stichwort kommt es darauf an, ob es sich um Einträge in einem Nachschlagewerk handelt (dann lautet der Plural Stichwörter) oder ob eine Einsatzstelle in einem Theaterstück oder ein Eintrag auf einem Spickzettel gemeint ist (dann lautet der Plural Stichworte).

Reflektion oder Reflexion?

Wenn man über die richtige Schreibweise reflektiert, erscheint es so manchem logisch, dazu Reflektionen anzustellen. Doch das ist falsch, das Wort Reflektion gibt es nicht. Es muss Reflexion heißen, ob man nun von zurückgeworfenen Strahlen bzw. Wellen oder vom Nachdenken über eine Sache spricht.

Der Grund dafür ist in der Etymologie zu finden, da sich das Wort von franz. réflexion und lat. reflexio herleitet.

Weil es so viele falsch machen, gehört Reflexion zu den „rechtschreiblich schwierigen Wörtern“. Um Sie nicht allzu sehr zu verwirren, stellen wir jetzt keine Reflexionen zur Etymologie von Wörtern wie Selektion oder Lektion an, in denen ein x gar nichts zu suchen hätte.

Damit aus dem Farbtöpfchen kein Fettnäpfchen wird

Unsere (Schrift-)Sprache hält so einige „Farbtöpfchen“ für uns bereit, die leicht zu (orthografischen oder grammatischen) Fettnäpfchen werden, in die wir treten, ohne uns dessen bewusst zu sein.

Mit der Groß- und Kleinschreibung ist es noch relativ einfach: Ist die Farbe an sich gemeint, wird großgeschrieben: ein blasses Blau, ein kräftiges Rot. Wird die Farbe adjektivisch gebraucht, schreibt man klein: der blaue Mantel, die weiße Bluse. In Sätze wie „Meine Lieblingsfarbe ist Grün/grün“ ist sowohl Groß- als auch Kleinschreibung erlaubt. Im Zweifel lohnt sich immer ein Blick in den Rechtschreibduden, wo solche grundsätzlichen Fragen zur Schreibweise von Farben übrigens unter dem Stichwort „blau“ abgehandelt werden.

Und wie schreibt man richtig, wenn es um Konstruktionen wie „rotblau“ oder „gelb-grün“ geht? Das wiederum hängt davon ab, was gemeint ist. Habe ich zum Beispiel ein grünes Kleid mit gelbem Muster, so handelt es sich um ein gelb-grünes Kleid. Meine ich dagegen ein gelblich grünes Kleid (also die Mischfarbe), ist es gelbgrün.

Und wie steht es um die Deklination von Farbadjektiven? Das richtige Deklinieren dürfte eigentlich niemandem schwerfallen, wären da nicht Farben wie Lila, Rosa oder Pink. Viele Mädchen tragen gerne „rosane Kleidchen“, „pinke Söckchen“ und „lilane Schuhe“. Ob man das vom modischen Standpunkt aus gut findet oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen – aber grammatisch ist es schlicht falsch: Es gibt tatsächlich Farben, die nicht flektiert werden. Die Kleinen müssten daher mit rosa Kleidchen, pink Söckchen und lila Schuhen vorliebnehmen. Da solche Konstruktionen in unseren Ohren aber manchmal reichlich schräg klingen (pink Söckchen?!), können wir uns hier mit dem Zusatz „-farben/-farbig“ helfen: „Eine pinkfarbene Schleife“ klingt gleich viel gefälliger.