Neue Modelinie für Steuerfachleute?

Neulich begegnete uns in einem Text der Sonderausgabenanzug. Aha, da eröffnen sich ja ganz neue Geschäftsfelder: Wie wäre es mit einer Modelinie, exklusiv konzipiert für Steuerberater, Finanzamtsmitarbeiter, Betriebsprüfer, Dozenten an Oberfinanzdirektionen und alle anderen, die ihr tägliches Brot mit Steuern aller Art verdienen?

Je nach Einsatz guckt man morgens in den Kleiderschrank und zieht den passenden Anzug zum Thema des Tages an: den Außergewöhnliche-Belastungen-Anzug, den Betriebsausgabenanzug, den Werbungskostenanzug oder eben den Sonderausgabenanzug. Schon ist man perfekt gekleidet.

Doch Spaß beiseite: Dieser Tippfehler ist einer von vielen, bei denen die Rechtschreibprüfung nicht Alarm schlägt. Und bei den meisten von ihnen tut es uns als Lektorinnen fast schon leid, sie korrigieren zu müssen, da wir so den Lesern den Anlass für ein herzliches Lachen vorenthalten.

Die anderen oder die Anderen?

Oft herrscht Unsicherheit: Heißt es nun die anderen oder die Anderen? Heißt es viele oder Viele? Heißt es vor allem oder vor Allem?

Vorweg die einfache Lösung: Wenn man solche unbestimmten Zahlwörter grundsätzlich kleinschreibt, ist man immer auf der sicheren Seite. Zwar haben sie häufig formal den Charakter von Substantiven, der die Großschreibung nahelegen würde, aber die Regel ist nach wie vor: Unbestimmte Zahlwörter werden kleingeschrieben.

Allerdings gibt es auch Ausnahmen (die jedoch nicht allzu häufig vorkommen): Will man durch viele, andere oder Ähnliches keine unbestimmte Mengenangabe ausdrücken, dann schreibt man diese Wörter groß. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn man das Andere im metaphysischen Sinne meint, also als Synonym für etwas Unbekanntes, oder wenn man die Vielen als Synonym für die breite Masse verwendet.

Ansonsten werden all diese Wörter (ausgenommen am Satzanfang natürlich) kleingeschrieben: alle, manche, wenige, viele, die einen, die anderen, die meisten, die beiden usw.

Das Gleiche gilt auch für bestimmte Zahlwörter:

Die drei sind gestern schon mal hier gewesen.

Was ich mit den fünfen schon alles erlebt habe!

Hier gibt es auch echte Substantivierungen, die die Großschreibung erfordern:

Ich habe eine Fünf gewürfelt.

Die Dreizehn ist für manche Menschen eine Unglückszahl.

Wie viele Einsen hattest du im Zeugnis?

Auch in dem Beispiel mit den fünfen oben könnte man das Zahlwort großschreiben, dann bekommt es eine andere Bedeutung, nämlich nicht mehr die Anzahl, sondern die Schulnote:

Was ich mit den Fünfen schon alles erlebt habe!

Am besten überlegt man sich, ob man eine Anzahl meint (dann wird das Wort kleingeschrieben) oder die Zahl an sich, eine Bewertung (etwa eine Schulnote) oder Ähnliches (dann wird es großgeschrieben).

Kurzer oder langer Strich?

Immer wieder gern verwechselt und falsch verwendet werden die beiden waagrechten Striche, die es in der deutschen Typografie gibt, der lange und der kurze.

Der lange ist meist ein Gedankenstrich und leicht daran zu erkennen, dass davor und dahinter jeweils ein Leerzeichen steht. Ein Beispiel:

Der Gedankenstrich – und das sage ich ganz im Vertrauen – ist doch ein schönes Mittel, um Einschübe kenntlich zu machen.

Der lange Strich kann aber auch als Streckenstrich daherkommen, zum Beispiel in folgenden Fällen:

Die mit Spannung erwartete Begegnung FC Bayern München–FC Augsburg ging überraschend eindeutig aus.

Die Bahnstrecke Augsburg–München ist bis auf Weiteres gesperrt.

Wichtig beim Streckenstrich: Hier wird davor und dahinter kein Leerzeichen gesetzt. Der gewiefte Setzer hat aber die Möglichkeit, ein kleines Spatium (das ist ein kleiner Abstand) einzusetzen. Diese Möglichkeit gibt es in Word nicht. Deshalb verzichtet man am besten ganz auf einen Abstand.

Der kurze Strich begegnet uns in Texten jeglicher Art meist als Trennstrich (Divis) am Ende der Zeile.

Vorsicht: Falls man ein Wort manuell trennen möchte, sollte man auf gar keinen Fall einfach nur das Strichlein einfügen. Denn sobald sich aus irgendeinem Grund der Zeilenlauf ändert (Textlöschungen oder -ergänzungen, Änderungen am Format), hat man dann möglicherweise, wie gleich demonstriert, mitten in der Zeile einen Trenn-strich, wo er nicht hingehört. Um das zu vermeiden, hält man während der Eingabe des Divis die Umschalttaste gedrückt, dann hat man einen sogenannten weichen Trennstrich gesetzt, der nur dann erscheint, wenn das Wort am Zeilenende tatsächlich getrennt werden soll.

Die wahrscheinlich zweithäufigste Form des kurzen Strichleins ist die des Bindestrichs. Und da wird unglaublich viel falsch gemacht, meistens in der Form, dass der Bindestrich einfach weggelassen und stattdessen ein Leerzeichen gesetzt wird (häufig abschätzig als „Deppenleerzeichen“ bezeichnet).

Aber der kurze Strich kommt auch als Auslassungsstrich vor:

Die Veranlagung zur Lohn- bzw. Einkommensteuer erfolgt in der Einkommensteuererklärung.

Namensgleichheit oder -ungleichheit sind manchmal schwer zu erkennen, wenn Namen in verschiedenen Varianten auftauchen, die sich sehr ähneln.

Word schlägt uns hier oft ein Schnippchen, weil es Auslassungsstriche am Anfang eines Wortes gern in einen Gedankenstrich verwandelt. Da gilt es dann, händisch einzugreifen.

 

Ein Praktikum, viele …?

Immer wieder liest man in Bewerbungen von absolvierten „Praktikas“. Dabei kommt niemand auf die Idee zu schreiben, er habe „eine Praktika“ gemacht. Und das ist auch gut so, denn man macht ein Praktikum, eine Praktika gibt es nicht.* Und da das Wort Praktikum aus dem Lateinischen kommt, wird der Plural entsprechend gebildet: Praktika. Ein weiteres Beispiel wäre das Wort Therapeutikum, dessen Plural Therapeutika lautet. Ergänzte man da jeweils noch ein s am Ende, wäre es doppelt gemoppelt und außerdem falsch.

Das Gleiche gilt auch für manche Begriffe aus dem Griechischen wie zum Beispiel Psychopharmaka (von Psychopharmakon) oder Lexika (wobei hier auch der Plural Lexiken korrekt ist, nicht aber Lexikons).

*Keine Sorge, liebe Tango-Argentino-Tänzer, ihr dürft weiterhin eure Práctica im Singular besuchen, dieses Wort ist direkt aus dem Spanischen importiert.

Weitere Pluralbildungen, die als schwierig gelten und oft falsch gemacht werden, sind beispielsweise die folgenden:

ein Skonto – viele Skonti (nicht: viele Skontis)

ein Quiz – viele Quiz

ein Hobby – viele Hobbys (nicht: viele Hobbies); analog die Pluralbildung von Lady, Handy usw., also von allen eingedeutschten englischen (oder scheinbar englischen) Begriffen, die mit y enden

 

Hin oder her?

„Ich sitze am Fenster und schaue heraus …“ – so beginnt ein Lied auf einer Weihnachts-CD. Klingt das für Sie auch seltsam? An sich ist die Bedeutung ja klar: Da sitzt einer am Fenster und guckt nach draußen. Und genau da haben wir auch schon den springenden Punkt: Er guckt nach draußen – also in eine Richtung, die von ihm wegweist. Und damit müsste es heißen: „Ich sitze am Fenster und schaue hinaus.“ Stünde ich wiederum im Garten und würde denjenigen beschreiben, der da am Fenster sitzt und in den Garten hinausschaut, so würde ich selbstverständlich sagen: „Er sitzt am Fenster und schaut (zu mir) heraus.“ Ganz richtig drückt sich da der Königssohn im Märchen von Rapunzel aus, als er sagt: „Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter!“ Rapunzel wiederum lässt ihren Zopf zu ihm hinunter. Wenn also etwas vom Sprechenden wegweist, muss er das Präfix „hin“ verwenden – weist die Bewegung zu ihm hin, nutzt er „her“. Wenn jemand an Ihre Tür klopft, sagen Sie doch auch nicht „Hinein!“, oder?

Ein gutes neues oder ein gutes Neues Jahr wünschen?

Manche Neuregelungen des Rats für deutsche Rechtschreibung sind nicht ganz nachvollziehbar. In seinem dritten Bericht (http://www.rechtschreibrat.com/DOX/rfdr_Bericht_2011-2016.pdf) hat sich das Gremium, das die Regeln zur Rechtschreibung festlegt und immer wieder überarbeitet, noch einmal der Frage angenommen, wann Adjektive in bestimmten Fügungen großgeschrieben werden dürfen. Und da taucht nun auch das „neue/Neue Jahr“ auf, wenn es um die guten Wünschen dafür geht (bisher musste „neu“ immer kleingeschrieben werden).

Das mutet seltsam an, weil das neue Jahr ja nicht ein bestimmtes Ereignis (wie die goldene/Goldene Hochzeit) oder ein bestimmter Feiertag (wie der Heilige Abend) ist, sondern weil damit einfach das unmittelbar bevorstehende oder gerade begonnene Jahr gemeint ist, das schon nach einigen Wochen kein neues mehr sein wird. Es handelt sich also nicht um den Eigennamen dieses speziellen Jahres, und nur dies würde unseres Erachtens eine Großschreibung des Adjektivs rechtfertigen.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen nun kein gutes „Neues Jahr“, sondern ein gutes neues Jahr, das Ihnen viel Freude bringen möge.

Haben auch Sie Fragen zur deutschen Rechtschreibung, Zeichensetzung oder Grammatik? Schreiben Sie uns: info@textplusdesign.de

Der Apostroph: Wo gehört er hin?

Ja, das ist ein leidiges Thema. Wo man hinblickt, nur abschreckende Beispiele. Da ist von CD’s oder – noch sehr viel schlimmer – von T’Shirts und Trikot’s zu lesen. Klar, hier darf kein Apostroph stehen. Aber wo dann?

Zunächst zu den Fällen – und hier werden die meisten Fehler gemacht –, in denen kein Apostroph stehen darf: bei der Pluralbildung nämlich. Es heißt also CDs, Pkws, Babys, Zoos etc. Und bei der Verschmelzung von Präposition und Artikel. Also bei ins, aufs, unters, hinterm, unterm etc.

Jetzt zu den Fällen, in denen ein Apostroph gesetzt werden muss: Das ist dort, wo im Wortinneren etwas ausgelassen wurde, also zum Beispiel bei Ku’damm, Lu’hafen, D’dorf.

Unbedingt nötig ist ein Apostroph auch in den Fällen, in denen ein Name, der auf -s, -ss, -ß, -z, -tz oder -x endet, im Genitiv steht, also bei: Grass’ Romane, Ringelnatz’ Gedichte oder Franz’ Garten.

In vielen anderen Fällen ist der Apostroph optional, das heißt, er kann gesetzt werden – oder auch nicht. Das gilt, wenn ein(e) oder es verkürzt wird – also meist, wenn Umgangssprache wörtlich wiedergegeben wird.

Zum Beispiel: Ich geh mal ’nen Döner holen. Wie geht(’)s?

Eines gilt es noch zu beachten: Die Textverarbeitungsprogramme fügen nicht immer das richtige Zeichen ein, wenn ein Apostroph erscheinen soll. Wer ganz sichergehen will, fügt ihn über Alt+0146 ein.

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Doppelpunkt – und weiter?

Wann der Doppelpunkt steht, ist den meisten klar: vor wörtlicher Rede, wenn etwas angekündigt wird oder vor einer Aufzählung (wie in diesem Absatz).

Was sich aber viele fragen (und dann auch häufig falsch machen), ist, ob man nach einem Doppelpunkt groß oder klein weiterschreibt. Dabei ist die Regel ganz einfach: Schließt sich ein vollständiger Satz an, beginnt man groß. Schließen sich nur einzelne Wörter oder Satzteile an, schreibt man klein (sofern das folgende Wort kein Substantiv ist).

Zum Beispiel:

  • Was ich dir noch sagen wollte: Ich komme heute zum Abendessen.
  • Das wünsche ich mir von dir: eine große Tafel Schokolade, drei Packungen Gummibärchen und einen riesigen Eisbecher.
  • Eines möchte ich betonen: dass ich hinterher noch einen Verdauungsschnaps brauche.

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Die Gretchenfrage: das oder dass?

Die Wörtchen das und dass verwechseln viele.

Zunächst wird das als Artikel immer nur mit einem s geschrieben: das Haus, das Kind, das Pferd etc.

Leitet das(s) einen Nebensatz ein, gibt es einen ganz einfachen Test: Wenn sich das fragliche das(s) sinnvoll durch welches ersetzen lässt, dann heißt es das.

Zum Beispiel: Das Haus, das (= welches) ich bewohne, hat grüne Fensterläden.

Aber: Jeder weiß, dass mein Haus grüne Fensterläden hat. (Hier ist keine Ersetzung durch welches möglich.)

Etwas kniffliger wird es, wenn das(s) im Umfeld von Relativ- oder Fragesätzen auftaucht. Aber auch hier hilft der oben beschriebene Test.

Zum Beispiel: Was glaubst du, dass ich mit diesem Schreihals tun soll? Hier ergibt das testweise Einsetzen von welches oder dieses keinen Sinn, also muss es folgerichtig dass heißen.

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