Hin oder her?

„Ich sitze am Fenster und schaue heraus …“ – so beginnt ein Lied auf einer Weihnachts-CD. Klingt das für Sie auch seltsam? An sich ist die Bedeutung ja klar: Da sitzt einer am Fenster und guckt nach draußen. Und genau da haben wir auch schon den springenden Punkt: Er guckt nach draußen – also in eine Richtung, die von ihm wegweist. Und damit müsste es heißen: „Ich sitze am Fenster und schaue hinaus.“ Stünde ich wiederum im Garten und würde denjenigen beschreiben, der da am Fenster sitzt und in den Garten hinausschaut, so würde ich selbstverständlich sagen: „Er sitzt am Fenster und schaut (zu mir) heraus.“ Ganz richtig drückt sich da der Königssohn im Märchen von Rapunzel aus, als er sagt: „Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter!“ Rapunzel wiederum lässt ihren Zopf zu ihm hinunter. Wenn also etwas vom Sprechenden wegweist, muss er das Präfix „hin“ verwenden – weist die Bewegung zu ihm hin, nutzt er „her“. Wenn jemand an Ihre Tür klopft, sagen Sie doch auch nicht „Hinein!“, oder?

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